Ein Artikel von 11Freunde.de
Mit freundlicher Genehmigung von Erik Rossel
Saša Ciric im Interview
»Ich liebe den Club«
Beim 1. FC Nürnberg hat sich Saša Ćirić mit seinem unbändigen Einsatzwillen unsterblich gemacht. Der Mazedonier ist der etwas andere Fußballer. Profi ist er eigentlich nur geworden, weil sein Vater ihn darum gebeten hat.
Herr Ćirić, in ihrer Telefonnummer versteckt sich ihre Trikotnummer, die »29«. Ist das ein Zufall?
Das ist Zufall. Aber ein interessanter Zufall. Ich habe da noch nie drüber nachgedacht.
Wie sind sie eigentlich zur Nummer 29 gekommen?
Als ich zur Winterpause nach Nürnberg kam, waren schon viele Nummern verteilt. Es waren noch andere übrig. Die »11«, die »12« oder die »14«. Ich habe dann gefragt welche großen Spieler diese Nummern hatten. Da gab es einige. Cruyff zum Beispiel trug ja die »14«. Ich wollte dann die »29« berühmt machen. Beim Club habe ich immer mit dieser hohen Zahl gespielt. In Offenbach hatte ich die »20«. Mit der »29« wollte ich nur in Nürnberg spielen.
Benutzen Sie die Nummer heute noch bei anderen Dingen?
Beim Online-Pokern zum Beispiel heiße ich »Clubberer29«. Viele fragen dann, ob ich denn Club-Fan sei. Wenn ich dann schreibe: »Ich bin Sasa Ciric«, glauben die mir das nie. In meinem Heimatdorf in Mazedonien gehört mir ein Sportheim das heißt auch »29«. Die Zahl ist mein Markenzeichen geworden. In Deutschland hatte ich auch ein Café, das so hieß. Wenn ich wieder ein Geschäft aufmache, wird es auch wieder irgendwas mit »29« heißen Mit der Nummer bin ich berühmt geworden. Hier in Nürnberg gehört sie einfach zu mir. Als ich mit Fußball anfing habe ich übrigens mit der »10« gespielt. Ich war ja lange Spielmacher.
Nach ihrer Profikarriere wurden sie Präsident bei einem Klub in Mazedonien? Wie kam das und warum sind sie nicht mehr dort?
Das war nur kurzfristig. Dem Verein ging es nicht gut. Er war fast Pleite. Mein Trauzeuge war dort im Verein. Ihnen ist der Sponsor abgesprungen. Ich bin dann mit einem Sponsor, einen Bekannten von mir dort eingestiegen, um den Verein zu retten. Ich war nur dieses eine Jahr da. Als der Verein wieder aufgestiegen ist, bin ich wieder weggegangen. Der Job war auch nicht so mein Ding. Ich lebe ja in Deutschland und war in den einem Jahr immer unterwegs.
Seit 2006 sind sie kein Profi mehr. Was machen sie jetzt?
Momentan berate ich einige junge Spieler aus Serbien und Mazedonien und versuche sie zum Beispiel nach Deutschland zu vermitteln. Ich will versuchen mir in diesem Geschäft einen Namen zu machen.
Ich habe gehört, dass sie auch schon eine Handballspielerin betreut haben?
Das war eine einmalige Sache. Beim 1.FC Nürnberg hat das leider nicht geklappt mit der Verpflichtung von ihr. Sie ist jetzt bei Bayer Leverkusen. Ich wollte ihr helfen. Nur auf freundschaftlicher Basis. Geld kann man da nicht wirklich verdienen. Handball ist ja auch gar nicht meine Sache.
Was machen Sie sonst noch so?
Ich bin Gesellschafter bei einer Fluggesellschaft, die hauptsächlich von Deutschland in die Balkanländer fliegt. Außerdem mache ich noch bei einer anderen Firma mit. Wir vertreiben Fußbälle für Fanshops. Es haben auch schon einige Bundesligisten bei uns bestellt.
Spielen Sie auch noch selbst Fußball?
Natürlich. Wir sind Herbstmeister geworden. Ich spiele bei Viktoria Erlangen in der untersten Liga. Wir können also gar nicht absteigen. Zum Spaß habe ich im Vertrag trotzdem eine Nichtabstiegsprämie stehen. Wir machen auch kein Training. Aber wenn wir aufsteigen, habe ich ein Problem dann muss ich wohl auch trainieren. Es macht auf jeden Fall Spaß. Das sind alles gute Jungs in der Mannschaft. In der dritten Halbzeit, in der Kneipe sind wir auf jeden Fall die Stärksten.
Sie spielen nicht nur Fußball. Sie sind auch begeisterter Kegler.
Ja. Meine Kinder wollten immer Kegeln gehen. Mir hat es dann auch Spaß gemacht und eigentlich ist es auch genau die richtige Sportart für mich.
Zum Fußball sind sie ja auch erst später gekommen oder?
Ja. Bis ich 18 wurde, habe ich eigentlich immer nur Handball und Basketball gespielt. Mein Vater hat mich dann überredet, zum Probetraining zu gehen. Ihm zu Liebe habe ich das dann gemacht. Er hat wohl gewusst, dass ich Talent habe. Ich bin jedenfalls sofort Profi geworden. Praktisch von 0 auf 100. Im ersten Jahr sind wir gleich jugoslawischer Meister geworden. Aber richtig durchsetzen konnte ich mich noch nicht. In der zweiten Saison wurde ich ausgeliehen.
Ein sehr ungewöhnlicher Weg zum Profi.
.
Ja. Viele Leute, denen ich das erzähle, glauben mir das nicht.
Spieler, die heute Profi werden, sind oft in Fußball-Internaten und spielen ihre ganze Kindheit über Fußball.
Und mit 20 haben sie dann schon zwei oder drei Operationen hinter sich. Ich konnte spielen bis ich 39 war, weil ich, bis ich 18 war, fußballerisch nicht belastet wurde. Ich könnte sogar immer noch spielen. Aber irgendwann sollte ja mal Schluss sein.
Sie haben sich aber nicht gerade geschont...
Ich bin immer voll rein in die Zweikämpfe. Ich wollte immer gewinnen egal wann, egal in welcher Situation. Manchmal wurde mir das zum Verhängnis.
Ihre Verletzung am Kopf? Sie tragen Metallplatten im Schädel.
Ja. Ich bin da doof zum Kopfball gegangen. Eigentlich hätte man auch mit dem Fuß zum Ball gehen können. Pablo Thiam hat mich dann voll erwischt. Ich hatte einen sechsfachen Kopfbruch. Man sagte, ich müsse vier oder fünf Monate pausieren, kam aber nach fünf Wochen zurück. Mein Arzt sagte, dass ich nie einen Kopfball machen sollte. Im Spiel habe ich dann gleich zwei Tore mit dem Kopf gemacht. Seitdem bin ich für die Club-Fans unsterblich.
Hatten Sie nie Angst um ihre Gesundheit?
Nein. Meine Gesundheit habe ich im Spiel immer vergessen. Wenn man auf dem Platz geht, und denkt man müsste aufpassen, dass man sich nicht verletzt, kann man es auch gleich sein lassen. Einmal bin ich vormittags beim Abschlusstraining mit dem Torwart zusammengestoßen. Ich hatte eine Wunde, die mit neun Stichen genäht werden musste. Meine Stirn war geschwollen. Das sah schlimm aus. Aber abends wollte ich spielen. Felix Magath sagte zu mir: »Du bist verrückt«. Wir haben diese Boxersalbe auf die Stirn geschmiert und ich habe ein Kopfball-Tor gemacht. Felix sagte nach dem Spiel zu mir: »Ich war schon verrückt beim Fußball, aber du bist noch viel verrückter«. Das werde ich nie vergessen.
Haben sie heute noch viel mit den Club-Spielern zu tun?
Aus meiner Zeit sind nur noch Marek Mintal und Andi Wolf da. Raphael Schäfer ist jetzt wieder zurückgekommen. Mit Andi Wolf hatte ich immer viel zu tun. Er kam damals aus der Jugend zu uns. Ein sehr guter Junge. Ich freue mich, dass er dann so einen riesigen Schritt gemacht hat und hoffe, dass er noch weiter kommt in seiner Karriere. Der Club kann ja immer noch aufsteigen.
Sind Sie Club-Fan?
Oh ja. Am Anfang habe ich es nicht geglaubt, als Leute zu mir sagten: »Einmal Club immer Club«. Aber so ist es wirklich. OK, vielleicht liegt es auch ein bisschen daran, dass ich fußballerisch wohl meine beste Zeit in Nürnberg hatte. Die Fans haben mich super aufgenommen. Aber als die Zeit als Club-Spieler vorbei war, habe ich gemerkt, dass ich den Verein wirklich vom ganzen Herzen liebe.
Auch wenn es am Ende zu Turbulenzen zwischen ihnen und Verein gab?
Das lag ja an einzelnen Personen. Ich sollte Scout werden. Alles war abgesprochen. Als ich dann anfangen wollte, sagte man mir, dass der Posten schon besetzt sei. Man hat mir dann einen anderen Job angeboten aber das war nicht das, was ich wollte.
Sie haben erst mit 18 mit dem Fußball begonnen. Wie haben Sie es geschafft von einen auf den anderen Tag ihr Leben so sehr auf ihren Sport auszurichten? Man muss den Sport doch eigentlich von Anfang an lieben.
Es war mein Beruf. Es war einfach das, was ich am Besten konnte. Es ist auch immer noch nicht so, dass ich mir jedes Champions League-Spiel angucke. Eigentlich schaue ich mir nur die Nürnberg-Spiele an. Gern schaue ich auch bei den Jugendmannschaften zu. Junge Leute interessieren mich einfach. Fußball ist und bleibt mein Beruf. Die große Liebe ist es nicht.
Eine letzte Frage: Wer ist der beste Spieler mit dem sie je zusammen gespielt haben?
Die Frage kann ich nicht wirklich beantworten. Ich möchte ja niemanden vergessen. Das sind doch alles meine Freunde. Ich habe mit so Vielen zusammengespielt. Kuka, Baumann, Bürger, von Wiesinger habe viele Flanken bekommen. Markus Kurth war zwei Jahre lang mein Zimmernachbar. Als ich bei Tennis Borussia Berlin war, spielte ich mit Tiffert. Brinkmann war ein super Spieler. Es gibt so viele, die ich jetzt vergessen würde.
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